Dein erster Tag im Referendariat (jura)
Der folgende Beitrag gibt dir einen Überblick, wie dein erster Tag im juristischen Referendariat ablaufen könnte. Wenn du dich fragst, wie du dich auf diesen Tag vorbereiten sollst oder was du gegebenenfalls zu beachten hast, bist du hier genau richtig.
Inhalt
1. Einleitung
Erster Tag Referendariat Jura – vielleicht hast du das oder etwas ähnliches gerade gegoogelt oder fragst dich einfach, was dich am ersten Tag deines Referendariats erwartet und was du am ersten Tag anziehen solltest, ob du schon Kommentare und Gesetze brauchst oder einfach nur, wann du wieder nach Hause darfst.
Uns erging es ähnlich. Wir haben vor unserem ersten Tag auch gegoogelt, aber leider keine zufriedenstellende Antwort gefunden.
In diesem Beitrag bekommst du die Antworten und weitere Informationen darüber, wie dein erster Tag im Rechtsreferendariat ablaufen könnte. Natürlich wird dein erster Tag nicht genau so ablaufen wie unserer, aber so weißt du ungefähr was dich erwartet und worauf du dich freuen kannst.
Denn der erste Tag deines Referendariats macht Spaß! Er beginnt mit der Vorfreude und Aufregung, die man schon von ersten Schul- und Unitagen, Tagen nach den Ferien und neuen Lebensabschnitten kennt und endet mit vielen Gedanken und Eindrücken.
2. Was passiert am ersten Tag im Referendariat?
Im Ergebnis ist der erste Tag relativ unspektakulär, aber ungefähr so oder so ähnlich wird er ablaufen:
Du wirst in das Angestelltenverhältnis im öffentlichen Dienst aufgenommen bzw. als Beamt:in auf Probe ernannt, indem dir von der:dem Präsident:in des Landgerichts deine Ernennungsurkunde überreicht wird.
Außerdem wirst du den:die Richter:in kennenlernen, der eure AG in den nächsten Monaten unterrichten und begleiten wird.
Deine neue Klasse: die Arbeitsgemeinschaft
Schließlich lernst du aber vor allem deine AG-Kolleg:innen kennen. Deine AG ist wie eine Schulklasse. Wie auch in der Schule schon wird es immer die oder den eine:n geben, der stets zu spät kommt, eine Person, die regelmäßig ihr Gesetz oder Kommentar vergisst und die Person, die am Ende, wenn keine:r mehr weiter weiß, doch noch die gestellte Frage beantworten kann.
Während du dich vermutlich, wenn überhaupt, nur in kleinen Gruppen auf das erste Examen vorbereitet hast, kann so ein Lernen in einer größeren Gruppe echt guttun und Spaß machen. Es lohnt sich also, allen Kolleg:innen offen gegenüber zu sein. Je besser die Atmosphäre und Stimmung innerhalb der AG ist, desto erträglicher sind zähe Stunden und schwierigere (Klausur-) Phasen.
Das Kennenlernen findet offiziell vermutlich in einer Vorstellungsrunde statt, in der jede:r kurz etwas zum bisherigen Werdegang und über Berufswünsche erzählen wird. Das echte Kennenlernen findet aber beim Warten auf den Beginn der Einführungsveranstaltung, in der Kaffeepause und auf dem Weg zur Bahn oder zum Parkplatz statt. Gespräche werden sich hier von selbst ergeben. Wenn du kein „Smalltalker“ bist und überlegst, wie du Gespräche aufbauen kannst, fasse doch einfach Themen aus der offiziellen Vorstellungsrunde auf.
Wahl eines:einer AG-Sprecher:in
Vermutlich werdet ihr außerdem auch eure:n AG-Sprecher:in wählen. Diese fungiert wie ein:e Klassensprecher:in. Diese Person ist Ansprechpartner:in gegenüber der Ref-Abteilung eures Landgerichts, klärt Probleme und kümmert sich z.B. um eine etwaige Kommentar-Sammelbestellung.
Sollte die:der AG-Sprecher:in es nicht von selbst ansprechen, solltest du unbedingt darauf aufmerksam machen, dass eine AG-Fahrt Sonderurlaub rechtfertigt. Eine AG-Fahrt ist die perfekte Chance für euch als AG richtig zusammenzuwachsen und einfach mal eine gute Woche zu haben (ihr braucht aber für jeden Tag einen Programmpunkt mit juristischem Bezug, die der Besuch eines lokalen Unternehmens, wie eine Brauerei…) Länder wie Portugal oder Spanien klingen hierbei sicherlich attraktiv. Eine Woche zusammen in einem Haus in Holland hat aber auch ihren Reiz und schweißt euch als Gruppe zusammen. Übrigens gibt es Stiftungen, die eure AG-Fahrt auch finanziell bezuschussen.
Schließlich wird vermutlich ein:e Richter:in Werbung für den Richter:innenberuf machen und ein:e Vertreter:in des Personalrats wird den Personalrat vorstellen.
3. Was muss ich am ersten Tag mitbringen?
Am ersten Tag deines Rechtsreferendariats solltest du Stift und etwas zum Schreiben mitbringen, damit du dir alle wichtigen Informationen notieren kannst. Nimm vielleicht auch eine feste Dokumentenmappe oder etwas ähnliches mit, damit du die ganzen Unterlagen und deine Urkunde knicksicher nach Hause bekommst.
Kommentare wirst du am ersten Tag sehr wahrscheinlich noch nicht brauchen. Je nachdem, wie ambitioniert dein Landgericht euren Zeitplan gemacht hat, kann es sein, dass ihr sogar schon am ersten Tag eine kurze fachliche Einleitung bekommt. Mit einem Schönfelder bist du auf der ganz sicheren Seite, auch, wenn du dieses vermutlich nicht brauchen wirst. Im Zweifel wirst du die relevante Vorschriften aber auch im Smartphone finden.
Hier erfährst du, ab wann du die Kommentare brauchst und vor allem, wo du diese günstig kaufen kannst.
4. Was soll ich am ersten Tag anziehen?
Eins vorweg: Es gibt keinen Dresscode. Vor allem aber gibt es, neben üblichen Normen für Kleidung, kein richtig und kein falsch. Trotzdem einige Gedanken zum Thema Kleindung am ersten Tag deines Referendariats.
Wenn du an deine AG-Kolleg:innen angepasst sein möchtest, kommt es wohl auf regionale Besonderheiten an. In Städten, in denen die Universität schon eher konservativ ist, wirst du mit formellerer Kleidung gut ins Bild passen. Im Ruhrgebiet wirst du mit Anzug sehr wahrscheinlich hervorstechen. Ob du dich eher anpassen oder hervorstechen möchtest, weißt du bestimmt selber.
Dein:e Richter:in wird sich vielleicht wie viele Menschen, zunächst anhand eures Äußeren einen ersten Eindruck bilden. Letztlich kommt es der:den Richter:in aber auf eure juristischen Leistungen an, sodass du primär darüber Eindruck schinden können wirst, egal, ob du einen Anzug oder ein Tanktop trägst. Ungünstig wäre es nur, wenn du im letzteren Fall ständig deine Unterlagen vergisst und kein Interesse an einer persönlichen Entwicklung zeigst, denn dann wird sich das Vorurteil der:des Richter:in sicherlich bestätigen, was sich für deine Note dann wohl auch negativ auswirken wird.
Da du am ersten Tag jedoch auch der:dem Präsident:in des Landgerichts begegnen wirst, die:der ggf. später einen Einfluss darauf hat, wenn es um deine Karriere in der Justiz geht, solltest du bedenken, dass Jurist:innen eher konservativ sind. Im Zweifel wirst du also mehr Überzeugungsaufwand durch gute Leistungen erbringen müssen, wenn du die Urkunde in Jogginghose und schmuddeligem T-Shirt im Empfang nimmst und der:dem Präsident:in so in Erinnerung bleibst.
5. Eigene Eindrücke: unser erster Tag im Referendariat
Im folgenden kannst du nachlesen, wie wir den ersten Tag im Referendariat erlebt haben.
Tim: Der Ablauf meines ersten Tages entsprach im Großen und Ganzen der obigen Darstellung, daher beschränke ich mich auf persönliche Eindrücke:
Vor dem Gericht traf ich am Einlass bereits einen späteren Referendarkollegen. Unsere Blicke trafen sich und wir strahlten wohl beide genug Unsicherheit aus, um zu erkennen, dass wir beide unseren ersten Ref-Tag haben würden. Gemeinsam suchten wir den AG-Raum und waren auch schon recht spät dran, sodass die Platzauswahl gar nicht mehr so groß war. Eine Vertreterin des Personalrats war schon da, sodass es dann auch zeitig losging.
Ich habe in der Stadt studiert, in der ich auch das Referendariat machte, kannte aber trotzdem nur sehr wenige Gesichter und diese auch nur vom sehen aus der Bibliothek, die Gruppe war für mich also neu.
Unser Richter begann relativ früh damit zu betonen, wie Leistungsstark unsere AG sei und wie selten dies sei. Da Jurist:innen eher weniger offen über Noten sprechen war mir zunächst nicht so klar, was dies genau heißt, aber es stellte sich heraus, dass die AG wirklich überdurchschnittlich gute Noten aus dem 1. Staatsexamen mitbrachte. In Verbindung mit einigen in der Vorstellungsrunde vorgestellten Lebensläufen machte ich mir später Gedanken, ob ich überhaupt mithalten werden könnte bei dieser starken AG.
Diese Sorge war nicht völlig unbegründet, weil das Tempo mit vielen Leistungsträgern tatsächlich hoch ist. Aber mein persönlicher Eindruck ist, dass man sich an dieses Tempo schnell anpasst und davon enorm profitiert. Eine AG mit stark motivierten Kolleg:innen ist eigentlich das Beste, was passieren kann. Und ja, die Hemmschwelle sich zu melden und darum zu bitten, dass etwas nochmal erklärt wird, ist so etwas größer. Aber es stellte sich heraus, dass gute AG-Kolleg:innen komplexe Themen manchmal besser erklären können, als die:der dozierende Richter:in.
In der Mittagspause bildeten sich erst kleine Grüppchen, die aber schnell zu einer großen Gruppe wurden. Bei mir in der AG waren alle freundlich und offen, was direkt zu Beginn zu interessanten Gesprächen und einer angenehmen Atmosphäre führte. Konkurrenzdenken gab es bei uns bis zum Schluss nicht. Aus vielen Gesprächen mit Referendar:innen an anderen Orten weiß ich, dass nicht alle mit ihrer AG glücklich waren. Aber trotzdem schloss jede dieser Personen Kontakte mit anderen Kolleg:innen , sodass alles dafür spricht, dass man immer seine Leute findet, mit denen man das Referendariat gemeinsam bestreiten kann.
Sebastian: Ich habe Tim in der AG kennengelernt und somit an meinem ersten Tag im Referendariat. Dementsprechend war der Ablauf identisch. Ich habe allerdings nicht nur in einer anderen Stadt, sondern sogar in einem anderen Bundesland studiert. Mir war daher klar, dass ich niemanden kennen würde, meine Angst war eher, dass sich alle anderen schon kennen würde. Dies war aber nicht der Fall. Auch von Freunden aus anderen AG’s weiß ich, dass man regelmäßig nur 1-2 Leute in der AG aus dem Studium kennt. Man lernt also viele neue Leute kennen. Dies machte den Wohnortwechsel für mich auch deutlich angenehmer, weil ich so die Chance hatte, mir auch in meiner neuen Wahlheimat einen Freundeskreis aufzubauen. Der Tag selber, verging sehr schnell. Neben den organisatorischen Punkten tauschte man sich mit den neuen Ref-Kollegen:innnen aus. Am frühen Nachmittag konnte man dann aber schon wieder nach Hause. Der erste Tag im Referendariat entspricht in dieser Hinsicht auch der Zivilstation, die je nach Ausbilder:in von viel freier Zeit geprägt sein kann.
6. Fazit
Nun weißt du ungefährt, was dich an deinem ersten Tag im juristischen Referendariat erwartet. Wir wünschen dir einen guten Start mit einer tollen, freundlichen und motivierten Arbeitsgemeinschaft und guten Ausbilder:innen.
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